Historische Differenz

 

 

Historizität

 

Auf die Historizität des christlichen Glaubens hinzuweisen bedeutet mindestens Dreierlei:

 

1. Der christliche Glaube hat seinen Ursprung in geschichtlichen Ereignissen, die wirklich geschehen sind, und nicht nur um fiktive Geschichten, die nur von Menschen erfunden wurden, aber nie wirklich stattgefunden haben. Daher gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Alten und Neuen Testament, der in der Historizität des Neuen Testamentes besteht.

 

2. Beim christlichen Glauben handelt es sich nicht nur um Legenden, Mythen und Märchen, wie beim Hinduismus oder bei den Mythen der antiken Griechen und Römer oder bei den Sagen der Germanen und Kelten. Selbst das biblische Alte Testament der Christen bzw. der Tanach der Juden erzählt nur Mythen von der Schöpfung, von Adam und Eva, von Kain und Abel, von Noah und der Sintflut, etc., die so nicht wirklich historisch stattgefunden haben.

 

3. Die wichtigsten Ereignisse des Neuen Testamentes lassen sich außerordentlich gut historisch belegen, jedenfalls viel besser als die Ereignisse um alle anderen Persönlichkeiten der israelischen, griechischen und römischen Antike. Jesus Christus ist die weitaus am besten durch historische Quellen nachweisbare und bekannte Persönlichkeit der israelischen, griechischen und römischen Antike.

 


 

Historische Differenz

 

Es besteht eine Historische Differenz zwischen dem jüdischen Gottes-, Welt- und Menschenbild des Antiken Israel,

in dem die Bibel entstanden ist, und den verschiedenen Gottes-, Welt- und Menschenbildern im Modernen Europa,

in dem zeitgenössische Christen die Bibel lesen und interpretieren, sich inspirieren lassen, um dadurch eine zuverlässige Orientierung für ihr heutiges Leben gewinnen.

 

Auf diese Historische Differenz hat vor allem der evangelische Theologe Rudolf Bultmann großen Wert gelegt, der sich wie ein Historiiker für die geschichtliche Lebenswelt des Antiken Israel und ihre kulturgeschichtlichen Entwicklungen interessiert hat. In dieser geschichtlichen Lebenswelt hat auch Jesus von Nazareth gelebt, gelehrt und gewirkt; in ihr ist nach seinem Tod das Neue Testament entstanden.

 

Es gibt verschiedene Momente, an den diese Historische Differenz deutlich gemacht werden kann. Zu diesen Momen-ten gehören unter anderen die im antiken Israel kursierenden Glaubensvorstellungen und -begriffe:

  • der Glaube der Menschen an die Realität von Himmel (schamim, שמים), Erde (adama, אדמה) und Unterwelt (hades, האדס), im Sinne eines "dreistöckigen Weltbildes", wie es ähnlich immer noch bei Schamanen verschiedener Kultur-kreise vorkommt;
  • der Glaube der Menschen an die Realität von Engeln und Dämonen, als guter, hilfreicher und rettender Boten Gottes bzw. als schlechter, schädlicher und verderblicher Kräfte Satans, die von Menschen Besitz ergreifen können und die sie leiblich und seelisch krank machen können;
  • der Glaube an die Möglichkeit und Wirklichkeit von Wundern entweder als außergewöhnliche und unerklärbare Ereignisse in der natürlichen Lebenswelt, die als willentliches Eingreifen Gottes verstanden werden oder aber als erstaunliche und übernatürliche Wundertaten von charismatischen Propheten und von mit besonderen Kräften begabten Wunderheilern, die (nach ihrem Selbstverständnis) von Gott dazu ermächtigt wurden, den Menschen Gutes zu tun, wie z.B. sie auf eine wunderbare Weise zu heilen oder sie sogar vom Tod aufzuerwecken oder auch ihnen einfach nur zu essen und zu trinken zu geben, wenn sie an Hunger und Durst leiden;
  • der Glaube an eine irgendwann kommende Endzeit für ganz Israel und die damals bekannte Welt, die als ein von Gott verhängtes Endgericht über Israel ud die damals bekannte Welt verstanden wurde; 
  • der Glaube an ein jüngstes Gericht, in dem Gott den Lebenswandel der Menschen nach ihrem Tod beurteilt und richtet;
  • der Glaube an die konkrete und nicht nur metaphorische Realität von Himmel und Hölle, in die die Menschen als wirkliche, aber "jenseitige Orte" kommen und die zur Belohnung oder Strafe Gottes dienen und warten, etc.

Der Glaube der Israeliten an eine Unterwelt (Hades) unter der lebensweltlichen Erde, in dem die Toten ruhen, hing vermutlich mit den Erdbestattungsriten im Alten Israel zusammen. Dieser Glaube ist vermutlich bereits in der Spätantike und im Mittelalter durch die Christianisierung und endgültig in der Neuzeit und Moderne durch die Säkularisierung verloren gegangen. Spuren davon gibt es immer noch im apostolischen Glaubensbekenntnis, wo es heißt, dass Christus nach seinem Tod am Kreuz und vor seiner leiblichen Auferstehung vorübergehend in "das Reich des Todes" "hinabge-stiegen" sei.

 

Der Glaube der Juden und Christen an die Realität von Engeln und Dämonen, als eigenständiger und selbst wirk-samer Wesenheiten und nicht nur als gedankliche und bildliche Vorstellungen von Menschen, die in die "Außenwelt"

als Halluzinationen oder Visionen hinein projeziert werden, hat sich hingegen viel länger gehalten. Die neuzeitliche Psychologie und Psychiatrie hat den Glauben an Dämonen durch die Vorstellungen und Begriffe zuerst von "Krank-heiten des Kopfes" (Kant) , dann von "neurotischen Komplexen" (Freud), weiterhin von psychopathologischen Phäno-menen (Jaspers) oder gegenwärtig von sog. Persönlichkeitsstörungen (ICD) ersetzt. Durch diese Säkularisierung ging jedoch auch die noch im Neuen Testament vorhandene archaische Überzeugung verloren, dass Dämonen durch die autoritativen Machtworte eines charismatischen Propheten oder durch die symbolischen Zeichenhandlungen eines Wunderheilers "ausgetrieben" werden können. Diese Vorstellung lebt gegenwärtig nur noch im römisch-katholischen Exorzismus, dem sog. "Rituale Romanum" fort und dadurch vor allem in zahlreichen außereuropäischen Kulturen, wo

der Glaube an Geister und Dämonen bereits in der geschichtlich gewachsenen Weltanschauung heidnischer Völker vorhanden war. Mit dem Glauben an Dämonen ist jedoch oft auch der Glaube an Engel als Boten Gottes schwächer geworden, wenn auch niemals ganz verschwunden. Obwohl der Glaube an Engel als himmlische Lebensbegleiter, als Lebensretter in Gefahren für Leib und Leben oder gar als Boten Gottes in Grenzsituationen kaum in ein geschlossenes naturalistisches und mechanistisches, reduktionistisches und szientistisches Weltbild integriert werden kann, können persönliche Erlebnisse mit Engeln aus einem philosophischen oder theologischen Verständnis heraus als Transzendenz-erfahrungen in Grenzsituationen aufgefasst werden, bei denen die persönlichen Grenzen zwischen der subjektiven "Innenwelt" und der objektiven bzw. objektivierten "Außenwelt" wie im magischen "Flow" oder in einer Trance vorüber-gehend verschwimmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es diese Grenzen zwischen der subjektiven "Innenwelt" und der objektiven "Außenwelt" gar nicht gibt, da sie im (zwischen)leiblichen Erleben in der Beziehung zweier Menschen verankert sind und aus einer dritten Beobachterprespektive objektive Gegebenheiten dessen sind, was unter- oder außerhalb der menschlichen Haut und anderen Sinnesorganen geschieht.

 

Der Glaube an die Möglichkeit und Wirklichkeit von Wundern entweder als außergewöhnliche und unerklärbare Ereignisse in der natürlichen Lebenswelt, die als willentliches Eingreifen Gottes verstanden werden oder als erstaunliche und übernatürliche willentliche Wundertaten von charismatischen Propheten und mit besonderen Kräften begabten Wunderheilern, ist im 21. Jahrhundert nicht mehr ganz so leicht von der Hand zu weisen und in das Reich der Mythen, Legenden und Illusionen zu verbannen, wie das noch im 18. und 19. Jahrhundert der Fall zu sein schien. Der Grund dafür liegt in den wissenschaftlichen Erkenntnissen der zeitgenössischen Physik, dass die deterministische Mechanik Isaac Newtons, die für Kant noch das allgemeingültige Paradigma einer operationalisierbaren und mathematisierten Naturwissenschaft gewesen ist, durch die Einsteinsche Relativitätstheorie und durch die moderne Quantenphysik mit ihren verschiedenen Interpretationen ihren unanfechtbaren Status als leitendes Paradigma verloren hat. Die deter-ministische Mechanik Isaac Newtons ist gegenwärtig nicht mehr die ganze Physik, obwohl sie in ihren Grenzen auch nicht einfach ungültig geworden ist. Hinzu kommen die modernen naturgeschichtlichen Lebenswissenschaften, wie

die synthetische Evolutionstheorie, die moderne Molekularbiologie, die Ökologie und die Genetik, die auch noch das mechanistische Weltbild der Naturwissenschaften des 20. Jahrhunderts tiefgreifend erschüttert haben. Dass Wunder aus naturwissenschaftlicher Sicht grundsätzlich nicht möglich sein sollen, muss man seit Beginn des 21. Jahrhunderts

als ein szientistisches Dogma oder als ein naturalistisches Vorurteil bezeichnen.

 

Den Glauben an eine nahe Endzeit, die als ein von Gott verhängtes Endgericht über Israel und die damals bekannte Welt verstanden und prophezeit wurde, hat sich bereits mit der Zerstörung des Tempels von Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. erledigt, da Israel trotz dieser kulturellen und politischen Katastrophe nicht ganz untergegangen ist. Orthodoxe Juden warten immer noch auf das Kommen des Messias so wie orthodoxe Muslime die Ankunft des Mahdi warten und orthodoxe Christen auf die Wiederkehr Christi am apokalyptischen Ende der Tage hoffen. Außer bei den Zeugen Jehovas und bei den einigen Bibelfundamentalisten spielt zumindest in Europa die biblische Naherwartung einer apokalypti-schen Endzeit kaum noch eine große Rolle. In den USA ist das etwas anders, weil dort viele literalistische Gemeinden, Konfessionen und Strömungen gibt, die es radikal ablehnen die Bibel historisch zu lesen und die Historische Differenz anzuerkennen. Aber in Europa konnte die biblische Naherwartung einer apokalyptischen Endzeit noch nicht einmal während der Coronaepidemie von 2020 bis 2022 von den großen Kirchen in Europa reaktiviert werden.

 

Der Glaube an ein jüngstes Gericht, in dem der gerechte und barmherzige Gott den Lebenswandel der Menschen nach ihrem Tod beurteilt, gerecht richtet und im Namen des Fürsprechers Christi barmherzig verzeiht, da er nach dem Evangelium die menschlichen Sünden durch seinen freiwilligen Sühnetod am Kreuz auf sich genommen hat, ist zwar außerhalb der christlichen Kirchen kaum noch bekannt und wird dort noch viel weniger verstanden, zumal er selbst in manchen theologisch "liberalen" Kirchen kaum noch biblisch angemessen gelehrt und gepredigt wird. Als ein gläubiger und schriftkundiger Jude hat Jesus von Nazareth zwar den jüdischen Glauben an das jüngste Gericht geteilt und weder abgelehnt noch ersetzt, aber das bedeutet nicht, dass er ihn buchstäblich und konkretistisch als eine wirkliche Zukunft nach dem leiblichen Tod "im Jenseits" verstanden hat. Es kann sein, dass er als Rabbi nur aus didaktischen Gründen an ihm festgehalten hat, um seine Anhänger und Zuhörer zur Treue zum Dekalog und zum Doppel-gebot der Gottes- und Nächstenliebe zu motivieren.

 

Damit hängt der etwas archaische Glaube an die konkrete und nicht nur metaphorische Realität von Himmel und Hölle eng zusammen, in die die Menschen als wirkliche, aber "jenseitige Orte" kommen und die zur Belohnung oder Bestrafung Gottes dienen. Mit "Himmel" ist hier jeoch nur eine Transzendenzerfahrung (heaven) und nicht die räumliche Erdatmosphäre (sky) gemeint. Überhaupt ist die räumliche Vorstellung von einem mysteriösen "Jenseits" als einem realen und konkreten Ort mit einen säkularen, wissenschaftlichen und philosophischen Verständnis von der räumlichen und zeitlichen Einheit der irdischen Natur und des außerirdischen Universums kaum vereinbar. Es gibt schon genug sprichwörtliche "Höllen", die wir Menschen uns ständig selbst und Anderen auf dieser Erde schaffen. Das von Christus verkündete Himmelreich ist dem Evangelium gemäß nicht nur ein jenseitiges Paradies, sondern mitten unter den Christen angebrochen. Nur eine subjektivistische Bibelexegese, die etwas bornierte die ganze Geschichte der europäischen Philosophie und der neuzeitlichen und modernen Naturwissenschaften hermeneutisch und theologisch ausklammert, kann noch an diesen ungebrochenen und  etwas archaisch anmutenden Glaubensvorstellungen fest-halten, wenn sie konkretistisch als "jenseitiger Ort" und nicht als persönliche Transzendenzerfahrung verstanden werden. "Der Himmel ist in Dir. Suchst Du ihn anderswo, Du fehlst ihn für und für." dichtete der Arzt, Theologe und Lyriker der Barockzeit Johannes Scheffler, der "Angelus Silesius" genannt wurde. Der harmonisierende Glaube an eine gleichmacherische  Allversöhnung aller Menschen durch Gott ganz gleich, wie sie gelebt und gehandelt haben, die Emmanuel Swedenborg und einige Theosophen gelehrt haben, stellt jedoch etwas einseitig den dem Judentum, Christentum und Islam gemeinsamen Aspekt der Barmherzigkeit Gottes auf Kosten seiner Gerechtigkeit heraus. Das entspricht auf keinen Fall dem, was Jesus Christus selbst gelehrt hat, wie eine sorgfältige Lektüre der Evangelien zeigt. Entgegen der weit verbreiteten, aber unbiblischen und verharmlosenden, allzu bequemen und kindlichen Vorstellung von einem ausschließlich "lieben Gott" -- ohne die Ehrfurcht vor Gott als einer Mischung aus numinosen Gefühlen der Faszination und des Schreckens -- ist der Gott der Juden, Christen und Muslime nicht nur ein barmherziger, sondern auch ein gerechter Gott. Das ganze Evangelium von Jesus Christus setzt dieses ambivalente Gottesbild gerade voraus, da sonst weder die Vorstellung vom Sühnetod Christi noch die Sendung des Heiligen Geistes als eines Fürsprechers für die allzu fehlbaren und schwachen Menschen einen Sinn ergeben könnte.

 

Der Umgang mit der historischen Differenz zwischen dem jüdischen Gottes-, Welt- und Menschenbild des Antiken Israel, in dem die Bibel entstanden ist, und den verschiedenen Gottes-, Welt- und Menschenbildern im Modernen Europa unterscheidet sog. "liberale Theologen" von bibeltreuen bzw. bekenntnistreuen Theologen. Die "Liberalen" nehmen diese Differenz zwar schmerzlich wahr, akzeptieren sie aber als unser gemeinsames Schicksal, das durch

die Säkularisierung und durch den unaufhaltsamen Fortschritt von Wissenschaft und Technik im modernen Europa entstanden ist. Daher suchen sie nach Umdeutungen und Reformulierungen mancher biblischer Gehalte und Glaubensvorstellungen, um das Evangelium so gut wie möglich zu bewahren und zu verkünden. Die Literalisten

meinen hingegen die Bibel immer und überall ganz buchstäblich und wörtlich nehmen zu müssen, weil sie befürch-

ten, dass das Evangelium sonst verfälscht würde und langfristig verloren ginge.

 

Tragisch ist, dass in fast ganz Europa nur noch die Literalisten evangelisieren, missionieren und neue Gemeinden gründen, die dann auch zur aktuellen Ausbreitung und generativen Bewahrung des christlichen Glaubens beitragen.

Die Liberalen hingegen verwalten oft nur noch das überlieferte Erbe mit verkrusteten kirchlichen Institutionen, konventionellen Kirchenchristen und absterbenden Gemeinden. Aber buchstabentreue Lektüre kann auch einer ängstlichen Furcht vor der Freiheit der selbstständigen Lektüre und existenziell relevanten Deutung erwachsen. Ein Rückfall in eine subjektivistische, aber auch schwärmerische Verbalinspiration im Stile des erwecklichen Pietismus des 19. Jahrhunderts kann angesichts der guten Verfügbarkeit von solide erarbeiteten Studienbibeln (bibeltreuer Prediger und Theologen) und von historisch informierten Interpretationen der Bibel auch nicht mehr die Lösung sein.

 

Zwischen den Liberalen und Literalisten stehen konservative Christen, die die augustinische Lehre vom vierfachen Schriftsinn (lat. quatuor sensus scripturae) anerkennen und anwenden. Diese christliche Lehre der Interpretation der biblischen Schriften hat von der Frühen Kirche bis ins späte Mittelalter gegolten. Biblische Textstellen lassen sich demnach nicht nur buchstäblich als historische Aussagen über tatsächliche Ereignisse verstehen, sondern können auch als allegorische Aussagen über eine Glaubenswirklichkeit, als moralische Handlungsanweisungen für die Glaubenden oder anagogisch als Ausdruck der Hoffnung gelesen werden. Luther und einige andere Reformatoren der frühen Neuzeit wandten sich jedoch weitgehend von dieser hermeneutischen Lehre ab. Demzufolge ist z.B. die  Aussage des Schöpfungsmythos im 1. Buch Mose (Genesis), dass Gott Himmel und Erde mit allen Geschöpfen in sechs Tagen erschaffen habe und am siebten Tage ruhte, nicht wörtlich als historisches oder kosmisches Geschehen zu verstehen, sondern als moralisch legitimierende Stiftung einer kalendarischen Ordnung für das Zusammenleben im Alten Israel.

 

Bei der Berücksichtigung historischer Differenzen zwischen dem Weltbild der Juden und frühen Christen im antiken Israel vor und nach Christus und der von Wissenschaft und Technik geprägten Weltbild zeitgenössischer Amerikaner, Chinesen, Russen und Europäer geht es nicht etwa um eine opportunistische Anpassung an den modernen Zeitgeist, wie das von liberalen Theologen evangelischer Konfessionen und römisch-katholischer Tradition missverstanden wird, sondern es geht um die praktische und pastorale Frage nach den besten Arten und Weisen, das Evangelium Christen und anderen Menschen von heute nahe zu bringen und verständlich zu machen. Nicht radikale Entmythologisierung

auf Kosten der zeitlosen Wahrheiten des Evangeliums ist das Thema, sondern Bewahrung, Vermittlung und Verkündi-gung der von Schuld und Sünde (Verfehlung des Lebens vor Gott) rettenden Heilsbotschaft des Evangeliums.

 

Am Ende kommt es daher ganz zentral auf die Christologie an, d.h. auf die Frage nach der Identität der Person Jesu Christi: Wer war er und wer nicht? Weiterhin kommt es auch darauf an, den persönlichen Glauben nicht als subjektives Erlebnis, als persönliche Erfahrung, als bloßes Gefühl oder als fromme Stimmung misszuverstehen. Es gibt da im Kern etwas kennen zu lernen und zu verstehen, was man weder mit Zeichen oder Zahlen noch mit Bildern und Symbolen

ausdrücken und vermitteln kann. Das überlieferte Wort Gottes in den menschlichen Worten der biblischen Schriften.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grafische Darstellung des Tempels Salomons im antiken Israel aus dem

Jahr 1870